The Brothers’ Pez Correspondence cover image

EINLEITUNG

Zur Korrespondenz von Bernhard und Hieronymus Pez 1716–1718

Die Entscheidung für den Betrachtungszeitraum 1716 bis 1718 wurde durch die Grenzen des möglichen Bandumfangs vorgegeben. Zugleich lässt diese Zeit- spanne, in der die Pez-Korrespondenz ihre höchste Dichte erreichte, aber auch einen inneren Zusammenhang erkennen: von der Versendung der dritten Enzyklik im Winter und Frühjahr 1716 über die große Klosterreise der Brüder Pez im Sommer 1717 bis hin zur Auseinandersetzung mit dem Hofbibliothekspräfekten Gentilotti und dem ersten gravierenden Zerwürfnis zwischen Bernhard Pez und seinem Abt Berthold Dietmayr im Sommer 1718. Sie markiert damit einen Höhepunkt im Le- ben der Brüder im Hinblick auf ihre gelehrte Tätigkeit ebenso wie auf ihre Ver- netzung innerhalb der transnationalen res publica literaria, auf den bereits nahezu unmittelbar eine erste substantielle Krise folgte.

Diese und weitere Ereignisse der genannten Jahre werden im ersten Teil der folgenden Einführung vor unterschiedlichen Hintergründen zu charakterisieren sein. Dazu ist in einem ersten Schritt ein längeres Eingehen auf den inneren Bereich des Klosters und die dort ausgetragenen Konflikte vonnöten (Abschnitt I.1). Dies bildet den Hintergrund für eine Darstellung der gelehrten Reisen und der Kontakte der Brüder (Abschnitt I.2), der eine summarische Präsentation der Korresponden- zen des hier veröffentlichten Zeitabschnitts folgt (Abschnitt I.3). Im vierten Unter- kapitel werden einige Beobachtungen zu den Arbeitsvorhaben beider Brüder und deren konzeptionellen Veränderungen geboten (Abschnitt I.4), ehe näher auf die gelehrte Ebene der geschilderten Konflikte und Ereignisse eingegangen wird. Hier soll insbesondere die mediale Dimension, also die Miteinbeziehung einer breiteren Öffentlichkeit sowie gelehrter Journale in die Auseinandersetzung, mit reflektiert werden (Abschnitt I.5).

Der zweite Teil dieser Einleitung bietet einige neue Beobachtungen zur Pez- Korrespondenz als Gelehrtenkorrespondenz (Abschnitte II.1 und II.2), während der dritte und vierte Teil die im vorangegangenen Band1 gemachten Angaben zu Überlieferung und editorischer Handhabung der Briefe im Lichte neu gewonnener Erkenntnisse sowie im speziellen Hinblick auf den Betrachtungszeitraum ergänzt (Abschnitte III und IV).

Die Einleitung verfolgt somit das Ziel, an den Inhalt des Bandes heranzuführen und, ergänzend zu den Registern, thematische Zugänge zum Material zu eröffnen; es kann und soll sich hier nicht um eine systematische und kritische Aufarbeitung handeln. Auf Einzelstudien dieser Art zu bestimmten Aspekten, Ereignisfolgen oder Persönlichkeiten unter den Pez-Korrespondenten, die von den Bearbeiterinnen und Bearbeitern des Materials begleitend zur Erstellung der Edition vorgenommen und

1 WALLNIG–STOCKINGER, Korrespondenz 1 28–42.

publiziert worden sind, wird sowohl hier als auch in den Kommentaren zu den je einschlägigen Briefen verwiesen.